13-Jähriger Junge aus Gerolfing in Bremen gefunden – Drei Festnahmen
Innerfamiliäre Kindesentziehung

08.09.2021 | Stand 08.09.2021, 13:31 Uhr
Handschellen −Foto: Bundespolizei

Spektakuläre Wende im Fall des vermissten 13-jährigen Jungen aus Gerolfing, nach dem seit 23. August deutschlandweit gefahndet wurde: Der Schüler wurde laut Kripo unversehrt in einer Wohnung in Bremen bei einer Frau gefunden. Sie wurde verhaftet - ebenso wie zwei weitere Tatverdächtige. Sie haben offenbar das Verschwinden des Buben vorgetäuscht, gegen sie wird wegen des Verdachts der Kindsentziehung ermittelt. 

Der 13-Jährige war vor zweieinhalb Wochen von seiner leiblichen Mutter als vermisst gemeldet worden. Die Polizei in Ingolstadt leitete unmittelbar eine groß angelegte Suche ein und fahndete mit Lichtbildern sowie Flugblättern nach dem Jungen, der nach Angaben der Familie das elterliche Anwesen in Gerolfing mit Jogginghose und Rollkoffer verlassen habe. 

Gesucht wurde mit Hunden und Polizeihubschrauber. "Die ermittelnden Polizeibeamten nahmen das Verschwinden des Jungen sehr ernst und entschieden sich bereits wenige Stunden nach Bekanntwerden des Vermisstenfalls dazu, mit der Veröffentlichung eines Lichtbildes die Bevölkerung in die Fahndung einzubeziehen", so die Kripo. Unter Hochdruck habe ein zwölfköpfiges Ermittlungsteam agiert, um den Verbleib des Jungen zu klären. 

Zwei kurzzeitige Spuren in den Interpark bei Großmehring sowie einer Autobahnraststätte bei Hilpoltstein verliefen im Sande - und waren möglicherweise für die Polizei fingierte Fährten.

Trotz intensivster polizeilicher Suchmaßnahmen ergaben sich keinerlei Hinweise auf einen möglichen Aufenthaltsort des Jungen. Die ermittelnden Polizeibeamten nahmen das Verschwinden des Jungen sehr ernst und entschieden sich bereits wenige Stunden nach Bekanntwerden des Vermisstenfalls dazu, mit der Veröffentlichung eines Lichtbildes die Bevölkerung in die Fahndung einzubeziehen. Am 25. August übernahm die Kriminalpolizei Ingolstadt dann federführend die Sachbearbeitung. Unter Hochdruck agierte ein 12-köpfiges Ermittlungsteam, um den Verbleib des Jungen zu klären.

Noch immer ergaben sich keinerlei Erkenntnisse, die Rückschlüsse auf ein gewaltsames Verschwinden zuließen. Vielmehr rückte das familiäre Umfeld in Gerolfing in den Fokus der Ermittler. Nach und nach ergaben sich dabei Verdachts- und Anhaltpunkte, dass sich der Junge möglicherweise auch nach der Vermisstenmeldung zumindest zeitweise in der Obhut der leiblichen Mutter befunden hatte und diese mit Unterstützung weiterer Tatverdächtiger den Aufenthaltsort des Kindes den Ermittlungsbehörden wissentlich vorenthielt.

Nachdem sich dieser Verdacht weiter erhärtet hatte und die Ermittler nun von einer innerfamiliären Kindesentziehung ausgehen mussten, wurden von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt drei Haftbefehle gegen die tatverdächtigen Personen im Alter von 42, 51 und 55 Jahren  beantragt, die gestern zeitgleich in Ingolstadt und Bremen vollzogen werden konnten. Alle drei Festgenommenen wurden den zuständigen Richtern der jeweiligen Amtsgerichte vorgeführt. Gegen alle drei wurde die Untersuchungshaft angeordnet.

Der 13-jährige abgängige Schüler konnte im Rahmen der Festnahmeaktion unversehrt aus der Wohnung einer Tatverdächtigen in Bremen in Gewahrsam genommen und in die Obhut des dortigen Jugendamtes überstellt werden. Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord prüft, den Beteiligten die Kosten für die durch die Falschangaben ausgelösten polizeilichen Maßnahmen aufzuerlegen. Die abschließenden Ermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt wegen des Verdachts einer Kindesentziehung dauern an. (ty)